Der A1 Grand Prix Meisterschaft ist dieser Tage wieder zu neuen Ufern aufgebrochen. Auf dem erst kürzlich eröffneten Autodromo Internacional do Algarve wird an Ostern die entscheidende Phase der A1GP-Serie eingeläutet. Spannender könnte es derzeit nicht sein: der amtierende Meister aus der Schweiz führt knapp vor Irland, mit etwas Abstand folgen die Lokalmatadoren aus Portugal.

Die neue, 4.629 Meter lange Rennstrecke befindet sich in der Nähe der rund 40.000 Einwohner zählenden Küstenstadt Portimão. Sie wurde am 2. November 2008 mit dem Finale der Superbike-WM offiziell eingeweiht und soll Estoril als Zentrum des portugiesischen Motorsports ablösen. In Formel-1-Kreisen wird bereits die Wiederaufnahme des Grand Prix von Portugal erwogen, der 1996 letztmals ausgetragen wurde. Ferrari und McLaren-Mercedes zogen jedenfalls nach Testfahrten im Dezember ein positives Fazit.

Die Schweiz führt mit Neel Jani, Foto: A1GP
Die Schweiz führt mit Neel Jani, Foto: A1GP

Im Zwischenklassement des Motorsport-Weltcups liegt die Schweiz nach 10 von 16 Rennen mit 73 Punkten an der Spitze vor Irland (70), Portugal (64), Holland (56) und Frankreich (41). Die restlichen 16 Nationalteams dürfen sich kaum mehr Hoffnungen machen, die Schweiz als Meister ablösen zu können, obwohl bis zum Saisonende noch 81 Punkte zu vergeben sind. Nach der Algarve stehen noch je zwei Rennen in Brands Hatch am 3. Mai und in Mexico City am 24. Mai auf dem Programm.

Die Schweiz steht insofern unter etwas geringerem Druck als die schärfsten Gegner, als jedem Team ein Streichresultat in Abzug gebracht wird. Für das Schlussklassement entfällt das schlechteste Gesamtergebnis aus den zwei Rennen einer Station. Irland und Portugal dürfen sich nach ihren "Nullern" beim Saisonauftakt in Zandvoort kaum mehr Ausfälle mehr leisten. "Siege um jeden Preis anzustreben, wäre jetzt falsch", erklärte der Schweizer Teamchef Max Welti. "Wir werden unsere Strategie künftig auch auf unsere Konkurrenten ausrichten, das heisst je nach Geschehen auf der Strecke grössere oder kleinere Risiken eingehen."

Vitantonio Liuzzi fährt jetzt auch A1GP, Foto: Sutton
Vitantonio Liuzzi fährt jetzt auch A1GP, Foto: Sutton

Neel Jani fühlt sich nach ausgiebigen Trainings im Schnee und auf dem Fahrrad fit. In Portimão hat der Schweizer Fahrer einen nicht zu unterschätzenden Trumpf auszuspielen. Im Gegensatz zu fast allen andern Fahrern kennt er die Strecke nicht nur vom Hörensagen. Der Berner war dort Ende März testhalber mit einem LMP1-Aston Martin unterwegs. "Der Kurs gefällt mir gut", berichtete Jani. "Einige blinde Kurven zwischen auf- und abwärts führenden Passagen sind technisch anspruchsvoll. Besonders heikel ist die letzte Kurve, die nach einem Buckel ziemlich rasant auf die Zielgerade hinunter führt. Die Strecke ist nicht ganz so schnell wie man es auf den ersten Blick vermuten könnte."

Das Fahrerfeld hat inzwischen eine weitere Bereicherung erfahren. Italien tritt in Portugal mit Vitantonio Liuzzi an. Damit werden vier Autos von Formel-1-erfahrenen Leuten gelenkt. Liuzzi fuhr 2005 für Red Bull und in den beiden folgenden Jahren für Toro Rosso; derzeit fungiert er als Ersatzmann bei Force India. Die drei andern sind der Holländer Robert Doornbos (2005 auf Minardi, 2005 und 2006 Testfahrer bei Jordan bezw. Red Bull), der Inder Narain Karthikeyan (2005 auf Jordan, 2006 Testfahrer für Williams) und Neel Jani (2006 Testfahrer für Toro Rosso).