Das Schweizer Motorsport-Nationalteam nimmt das letzte Drittel der der A1GP-Serie als Führender in Angriff. Vor den beiden schwierigen Rennen in Mexico City beträgt der Vorsprung 10 Punkte auf Frankreich und 20 auf Neuseeland. Wenn am Sonntag alles so gut geht wie drei Wochen zuvor in Südafrika mit dem 3. Rang im Sprint und dem glanzvollen Sieg im Hauptrennen, ist der Weg zum Titel nicht mehr weit.

Die Ausbeute des Schweizer Teams aus den bisherigen 14 Rennen kann sich sehen lassen: Neel Jani hat 3 Siege, 8 Podestplätze sowie 12 Ränge unter den Top 10 eingefahren und dazu 4 Mal die schnellste Runde zurückgelegt, was jeweils einen Punkt bringt. Mit einer Ausnahme sind dies durchwegs Bestwerte (Neuseeland 13 Mal unter den ersten zehn). Ausstehend sind noch je zwei Rennen in Mexico City, Shanghai und Brands Hatch.

Rahel Frey testet am Freitag, Foto: A1GP
Rahel Frey testet am Freitag, Foto: A1GP

Als Schweizer Rookie tritt in Mexiko Rahel Frey auf den Plan. Sie soll das Auto in den ersten Trainings am Freitag für Neel Jani vorbereiten, das heisst Reifen sowie Getriebe einfahren und eine Grundabstimmung erarbeiten. Die am 23. Februar 22 Jahre alt gewordene, in Aedermannsdorf im Kanton Solothurn lebende Rahel Frey hatte Ende November in Sepang (Malaysia) bei ihrem Einstand als Rookie einen guten Eindruck hinterlassen. Es darf als gutes Omen gelten, dass Neel Jani anderntags zweimal die Pole-Position eroberte und am Sonntag beide Rennen gewann.

Die A1GP-Serie macht zum dritten Mal Station in Mexiko. Im Februar 2006 trat sie in Monterrey und vor einem Jahr erstmals in Mexico City auf. Neel Jani war damals wegen einer Lebensmittelvergiftung nicht fahrtüchtig, so dass Marcel Fässler im Schweizer Team als Titular nachrückte. Trotzdem betritt Jani kein Neuland. Vor vier Monaten stand er im "Autodromo Hermanos Rodriguez" am Westrand der 20-Millionen-Stadt als ChampCar-Fahrer im Einsatz. "Die Rumpelpiste fordert dem Fahrer alles ab", erinnert sich der Berner. "Auf der Zielgeraden schlägt es dir fast die Plomben aus den Backenzähnen. Im Übrigen gibt es hier neben sehr schnellen auch langsame Kurven, die viel Konzentration und präzises Fahren erfordern."

Dass ob der verschmutzten Luft manchmal die Augen brennen, macht die Aufgabe nicht leichter. Auf 2265 m.ü.M. gesellen sich Atemnot für Mensch und Maschine hinzu. Die Höhenlage schmälert die Leistung der Achtzylinder-Saugmotoren um rund 12 Prozent von 550 auf circa 485 PS. Die 4,464 km lange Strecke gibt auch den Technikern Probleme auf. Die 1200 m messende Vollgas-Gerade bekommt dem Motor schlecht, die vielen Buckel den Radaufhängungen und die Schlängelkurven im hintern Teil dem Getriebe. Die berühmt-berüchtigte, um 180 Grad nach rechts auf die Zielgerade führende "Churubusco", die wegen ihrer Überhöhung auch "Peraltada" genannt wird, wurde inzwischen durch eine vorgängige Schikane entschärft. Früher spielten sich dort etliche Dramen ab.

Teamchef Max Welti drückt sich bei der Formulierung des Ziels für den Auftritt in Mexiko bewusst vorsichtig aus: "Wir möchten das an sich schon erfreuliche Palmarès dieses Winters ausbauen. Weitere Siege zu fordern, wäre angesichts der Besonderheiten der Strecke vermessen. Hier kann wirklich viel passieren. Ich wäre zufrieden, wenn wir zweimal aufs Podest gerufen würden und unsere direkten Gegner in Schach halten könnten."