Grüne Hölle? Dunkle Hölle! Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring wird wegen der Corona-Verlegung auf Ende September ungewöhnlich lange im Dunkeln ausgetragen. Zwischen dem Rennstart am Samstag (15:30 Uhr live bei RTL-Nitro und im Livestream auf Motorsport-Magazin.com) und dem Zieleinlauf am Sonntagnachmittag liegen rund zwölf Stunden - die Hälfte der Renndistanz - ohne Tageslicht.

Wegen der beispiellosen Umstände kommt eine weitere Schwierigkeit für die Fahrer hinzu: Entlang der Nordschleife ist es stockduster! Da wegen der Pandemie keine Zuschauer entlang des legendären Kurses zugelassen sind, fehlen die üblichen Lagerfeuer und Lichter von den Campingwägen als Orientierungspunkte.

Dieser Umstand fiel selbst den Profi-Fahrern während des dreistündigen Nacht-Qualifyings am Donnerstag auf. "Es ist da draußen natürlich ganz anders", meinte Vorjahressieger Dries Vanthoor, der sich einen Audi R8 GT3 mit Nico Müller, Frank Stippler und Frederic Vervisch teit. "Sonst hat man die Fans mit BBQ oder Feuern, aber jetzt ist keiner da. Es ist nicht so einfach, die Brems- und Einlenkpunkte zu finden."

Patrick Kolb aus dem #25 Porsche 911 GT3-R von Huber Motorsport mit den Teamkollegen Nico Menzel, Marco Holzer und Lorenzo Rocco: "Ich muss sagen, es ist ganz anders als im letzten Jahr beim meinem ersten 24h-Rennen. Es ist wirklich pechschwarz da draußen, man sieht keine Fans, es fehlen die Orientierungspunkte. Wenn noch Regen und vier Grad dazu kommen, wird es sicher noch schwieriger."

Der Nieselregen am späten Donnerstagabend und unterschiedliche Streckenverhältnisse forderten schon im Qualifying ihre Opfer. Zunächst schlug der #44 Falken-Porsche in die Leitplanken ein, wenig später erwischte es auch noch den #2 Mercedes-AMG von Hubert Haupt Racing. Fahrer Yelmer Buurman blieb beim Unfall unverletzt. Der Mercedes soll rechtzeitig zum 3. Qualifying am Freitagmittag wieder aufgebaut werden, Mercedes-AMG hat noch in der vergangenen Nacht das Chassis eines Testfahrzeugs aus Affalterbach geholt.

Mit Ingenieurs-Kunst kämpfen die Teams mit ihren Autos gegen die kniffligen und ungewohnten Verhältnisse bei Nacht. Starke Scheinwerfer an den Frontpartien strahlen extra zur Seite ab, damit die Fahrer die Einlenkpunkte auch bei schlechter Sicht besser treffen können.

"Unser Licht war ziemlich gut, aber da draußen ist es echt dunkel", sagte Axcil Jeffries, dessen Team Konrad Motorsport mit dem Lamborghini Huracan die Bestzeit im 1. Qualifying erzielt hatte. "Doch es ist nicht so hart, wie wir gedacht hatten. Nur wenn man ein GT3-Auto hinter sich hat, dann blendet es in den Spiegeln und in der Heckkamera."

Für die knapp 100 Teams war das Nacht-Qualifying - auch ohne relevante Verbesserungen der Rundenzeiten - eine besonders wichtige Session. Rowe-Teamchef Hans-Peter Naundorf: "Da wir jetzt im September deutlich länger im Dunkeln fahren werden, ist das Training ein bisschen wichtiger. Es geht vor allem darum, die Reifen auszusortieren, zu schauen, ob man am Setup noch was ändern kann, und dass sich die Fahrer an die Sichtverhältnisse anpassen."