Zwölf Tage nach dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring wurde der zweitplatzierte Werks-Porsche des Teams Manthey Racing mit den Fahrern Earl Bamber, Michael Christensen, Kevin Estre und Laurens Vanthoor nachträglich aus der Wertung genommen.

Demnach seien bei dem betroffenen Porsche 911 GT3 R mit der Startnummer 911 bei einer routinemäßigen technischen Nachuntersuchung im Anschluss an das Rennen Unregelmäßigkeiten bei der Motorleistung festgestellt worden.

An diesem Montagnachmittag veröffentlichte Manthey Racing ein Statement auf seiner offiziellen Facebook-Seite mit der Mitteilung, dass das Team auf eine Berufung gegen die Disqualifikation verzichten wird.

So heißt es: "Der Motor unseres überprüften Fahrzeuges mit der Startnummer 911 entsprach in allen Eckpunkten der Homologation. Lediglich der vom ADAC-Technikausschuss berechnete Leistungswert passte nicht zu der uns vorgeschriebenen und auch verwendeten Restriktorgröße von 2 x 34,6 Millimeter Durchmesser."

"Wir müssen uns vorwerfen, diesen vom Veranstalter errechneten Wert weder auf dem Leistungsprüfstand in Weissach, noch auf unserem Rollenprüfstand in Meuspath auf Plausibilität überprüft zu haben. Wir akzeptieren das Urteil und verzichten auf eine Berufung."

Die in der für das 24h-Rennen Nürburgring offiziellen Balance-of-Performance-Liste angegebene Motorleistung (475 PS) wurde trotz einer Toleranz von immerhin vier Prozent und damit möglichen 494 PS unerlaubt überschritten - um wie viel ist aktuell nicht bekannt.

Dagegen befand sich der siegreiche Audi R8 LMS mit Pierre Kaffer, Frank Stippler sowie den Belgiern Dries Vanthoor und Frederic Vervisch bei der Nachuntersuchung ebenso in der Toleranz wie auch der drittplatzierte Mercedes-AMG GT3 von Maximilian Buhk, Hubert Haupt, Thomas Jäger und Luca Stolz. Dieses Quartett rückt nun auf Platz zwei vor. Neue Dritte sind die Audi-Piloten Marcel Fässler, Christopher Haase, Rene Rast und Markus Winkelhock.

Porsche hatte das Rennen an der Spitze vor insgesamt 230.000 Zuschauern mehr als 13 Stunden dominiert und 105 der insgesamt 157 Runden angeführt. Den vermeintlich sicheren Sieg verlor das Quartett drei Stunden vor Rennende aufgrund einer Zeitstrafe von 5:32 Minuten wegen einer deutlichen Geschwindigkeitsüberschreitung (172 statt 120 km/h) von Estre in einer wegen eines Unfalls neutralisierten Zone.

Wann wurde das Urteil gefällt?

Nachdem zwei Messmethoden im Entwicklungszentrum Boemanns in Müllenbach das gleiche Ergebnis zutage brachten (die in der Balance of Performance vorgegebenen Werte wurden nicht eingehalten, d. Red.), entschieden die DMSB-Sportkommissare unter Vorsitz von Klaus Bierhoff am vergangenen Freitag am Flughafen Köln/Bonn, das Team Manthey Racing aus der Wertung zu nehmen.

Motorleistung und nicht Restriktorgröße entscheidend

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auf Wunsch der beteiligten Hersteller und im Gegensatz zum ADAC GT Masters (wo die Restriktorgröße ausschlaggebend ist, d. Red.) die angegebene Motorleistung (im Fall Porsche 475 PS) als Referenz herangezogen wird.

Und: Bei einer Messung auf einem Rollenprüfstand werden neben den eigentlich vorgesehenen zwei Prozent Toleranz sogar vier Prozent gewährt. Das hätte im vorliegenden Fall bedeutet, die Mehrleistung des Porsche hätte sogar 494 PS betragen dürfen. Im Klartext: Auch mit einer 19-PS-Mehrpower wäre der Porsche reglementkonform gewesen.

Der DMSB hat das betroffene Team am vergangenen Freitag per Mail informiert. Tags darauf wurde das Schriftstück per Post und als Einschreiben mit Rückschein an die Teamadresse nach Meuspath gesendet. Die auf dem Rückschein angegebene Zeit ist entscheidend für den Beginn der 96-Stunden-Frist, nach der die mögliche Berufungsankündigung abläuft.

Laut dem veranstaltenden ADAC Nordrhein war es in bisher 47 Auflagen erst der 14. Wertungsausschluss bei dem berühmten Langstreckenklassiker in der Eifel. Zuletzt hat es 2003 mit dem Team Zakspeed eine Mannschaft getroffen, die ursprünglich einen Top-10-Platz (Rang fünf) belegt hat.