Yannick, du hast mit deinen 26 Jahren schon einiges erlebt im Motorsport - aber du trittst zum ersten Mal bei den 24 Stunden am Nürburgring an. Nervös?
Yannick Mettler: Natürlich bin ich ein bisschen nervös, das 24h-Rennen ist ja schon was ganz Spezielles. Vor allem das Fahren in der Nacht. Ich habe bereits Erfahrung bei VLN-Rennen sammeln können, aber Nachtfahrten kannst du eben nicht simulieren. Donnerstagnacht hatte ich die Möglichkeit, kurz im Dunkeln auf der Nordschleife zu fahren. Sonst wäre es schon heftig gewesen, meine Nachtpremiere direkt im Rennen zu geben. In meiner Karriere bin ich es aber eh gewohnt, immer nur kurze Eingewöhnungsphasen zu haben...

In der Schweiz gibt es ja leider keine Rennstrecken. Wie würdest du einem Landsmann die Nordschleife erklären, wenn dich jemand fragen würde?
Yannick Mettler: Ich würde sagen: Steig ein, wir machen eine Taxifahrt! Anders kannst du diese Strecke einem Außenstehenden kaum erklären. Die Nordschleife ist so speziell und ganz anders als die GP-Strecken. Die längste, berühmteste, härteste und schönste Rennstrecke der Welt - so könnte man es wohl am besten beschreiben. Ich kann mich noch an meine erste Taxifahrt 2009 auf der Nordschleife erinnern, noch bevor ich im Formelsport aktiv war. Das war so ein einschneidendes Erlebnis, ich habe das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen!

Foto: Mercedes-AMG
Foto: Mercedes-AMG

Du gehst wie in den bisherigen VLN-Rennen im BMW 235i Cup an den Start. Warum hast du dich für diese Kategorie entschieden?
Yannick Mettler: Das war eine ganz bewusste Entscheidung, nachdem ich ja eigentlich aus dem Formelsport stamme. Der BMW 235i Cup ist für mich der ideale Einstieg, denn ich bin ehrlich: Ich habe durchaus Respekt vor der Nordschleife. Im Cup sind einige gute Fahrer dabei, die ich aus gemeinsamen Zeiten in der Formel 3 kenne. Das Starterfeld ist groß und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt auch.

Beim 24h-Rennen fliegen dir die schnellen GT3-Autos quasi ständig um die Ohren. Wie gehst du mit dieser Herausforderung um?
Yannick Mettler: Das war für mich eine der größten Umstellungen, denn dieser Faktor war für mich komplett neu. Nach dem ersten VLN-Rennen hatte ich mich aber gut an den Verkehr gewöhnt. Du musst einschätzen können, wie schnell die GT3-Autos ankommen und wie schnell du Platz machen musst, ohne dabei Zeit zu verlieren. Beim ersten VLN-Rennen sind sehr viele neue Einflüsse auf mich eingeprasselt: die Strecke, das Auto, der Verkehr. Aber nach ein paar Runden hatte es sich gut eingependelt.

Foto: Mercedes-AMG
Foto: Mercedes-AMG

Warst du nach deinen ersten Runden auf der Nordschleife überrascht, wie schnell und flüssig die Strecke ist?
Yannick Mettler: Ja, absolut! Das habe ich schon damals beim Lizenzkurs gemerkt, als wir nur mit einem Straßenauto unterwegs waren. Da dachte ich mir: 'Mann, da schaltet man ja nie weiter hinunter als in den dritten Gang'. Wenn du da im Fluss bist, fliegt die Strecke nur so an dir vorbei. Die Durchschnittsgeschwindigkeiten sind unheimlich hoch für einen Tourenwagen.

Welche Passage war für dich als Nordschleifen-Neuling am anspruchsvollsten?
Yannick Mettler: Der dritte Sektor ist am schwierigsten zu lernen, weil die Kurven so schnell gefahren werden und sehr flüssig sind. Hinzu kommen einige blinde Kurven, an die man sich erst einmal gewöhnen muss. Auch im ersten Sektor gibt es ein paar richtige Mutkurven. Aber diese Abschnitte machen schon richtig Spaß im Rennauto. In Kategorien wie dem BMW Cup geht es ja darum, möglichst konstant zu fahren und das Auto an einem Stück ins Ziel zu bringen.

Nach deiner Formelzeit bis 2013 wurde es etwas ruhiger um dich. Wo soll die Reise im Motorsport künftig hingehen?
Yannick Mettler: Ich möchte gern weiter Rennen auf der Nordschleife fahren, nachdem ich die Strecke jetzt immer besser kennenlerne. GT3-Autos sind dabei natürlich mein Ziel. Ich hoffe, dass ich mich mit guten Leistungen empfehlen kann und sich daraus Weiteres ergibt. Andere Rennserien sind natürlich auch spannend, aber aktuell konzentriere ich mich darauf, am Nürburgring Fuß zu fassen.