Welcher Rennfahrer liest das nicht gerne: den eigenen Namen auf der Rennstrecke, verewigt von den Fans. An der Nordschleife ist das eine langjährige Tradition - und insbesondere beim 24h-Rennen wurde in der Vergangenheit nicht wenig Phantasie auf die Graffitis verwendet, die den Asphalt bunt färben.

Die Freundschaft allerdings hört auf, wenn Farbe die Strecke in eine Rutschbahn verwandelt und Scherben auf den Seitenstreifen die Reifen aufzuschlitzen drohen: "Das ist auch ein sicherheitsrelevantes Thema", erklärt etwa Uwe Alzen. "Gerade wenn großflächig Farbe mit dem Pinsel oder der Farbrolle aufgetragen wird, ist es insbesondere bei Regen extrem glatt."

Fahrer, die auf das Thema angesprochen werden, halten sich am liebsten bedeckt. Wer will schon gerne zum Buhmann werden? Bei Nachfrage allerdings weiß so mancher Pilot von der verminderten Haftgrenze zu berichten, die gerade in Bremszonen überaus unangenehm werden kann. "Jeder findet geil, wenn sein Name auf der Strecke steht", grinst Uwe Alzen. "Das gibt es seit zig Jahren, und es gehört einfach mit dazu. Großflächige Farbflächen werden bei Nässe aber extrem glatt. Das Fahren wird dadurch schwieriger. Jeder kennt das doch aus dem normalen Straßenverkehr: Wenn man unterwegs ist und auf einer Fahrbahnmarkierung auf die Bremse geht, kommt man schnell ins Rutschen."

Auch Thomas Jäger bestätigt: "Die Graffitis und Schriften auf der Strecke sind echt klasse." Der AMG-Werkspilot mahnt allerdings auch zu Vernunft: "Unter dem Strich ist es okay, wenn diese auf der Geraden sind und nicht in den Bremszonen oder in den Kurven. Denn da kostet es massiv Grip. Der Reifen verliert schnell die Haftung. Vor allem im Regen wird es extrem rutschig. Dann wird das Ganze nicht mehr kalkulierbar. Die Farbe auf der Strecke ist nett anzuschauen, aber nicht gerade da, wo man ums Eck fahren muss."

Auch Glasscherben gefährden die Fahrzeuge

Im Regen sind die Beschriftungen extrem rutschig, Foto: Jan Brucke/VLN
Im Regen sind die Beschriftungen extrem rutschig, Foto: Jan Brucke/VLN

Leidtragende der nächtlichen Fan-Aktivitäten sind die Streckenposten an der Nordschleife: "Die Marshalls der Streckensicherung fühlten sich in der Vergangenheit morgens manchmal zum Müllmann degradiert", erklärt Wolfgang Siering, der Leiter Streckensicherung beim 24h-Rennen. "Nach manchen Partynächten gab es Unmengen Scherben. Altglas und natürlich viele ‚Kunstwerke´ machen uns das Leben regelmäßig schwer."

Das Problem: Nicht nur großflächige Graffitis in Bremszonen sind ein Sicherheitsrisiko, auch Glasscherben stellen eine unkalkulierbare Gefahr dar. "Die Party auf der Nordschleife ist großartig, und die sei wirklich jedem Fan gegönnt. Aber Altglas kann man doch ohne weiteres wieder mitnehmen", bittet der Leiter der Streckensicherung auch im Namen seiner Mannschaft rund um die Nordschleife.

Eine ebenso wichtige Bitte betrifft die Graffitis: Lackfarbe und großflächig aufgebrachte Farbe machen die Strecke spätestens bei Nässe zu einer reinen Rutschbahn. Siering: "Dabei könnten alle ihren Spaß haben, wenn man im entscheidenden Moment mitdenkt und vielleicht auch einmal den Nebenmann bittet, seinen Müll doch wieder mitzunehmen."

Motorsport-Magazin.com meint: Das 24-Stunden-Rennen ist bereits seit vielen Jahren das Saisonhighlight für Teams, Fahrer und Fans. Erst vor wenigen Wochen musste die Nordschleife wegen eines aufgepinselten Riesenphallus im Brünnchen für mehrere Stunden gesperrt werden. Eine solche Aktion während des 24-Stunden-Wochenendes hätte verheerende Folgen und hat nichts mehr mit friedlich feiernden Motorsport-Fans zu tun. Eine Unterbrechung oder sogar Absage des 24-Stunden-Rennens würde Fans und Fahrer um erstklassigen Motorsport bringen - und wegen eben diesem reisen wir schließlich in die Eifel. (Sönke Brederlow)