Toyota triumphiert zum vierten Mal in Serie beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Nachdem dreimal in Serie der Wagen mit der #7 beim Langstrecken-Klassiker an der Sarthe erfolgreich war, siegte in diesem Jahr zum ersten Mal der Wagen mit der #8. Jose Maria Lopez, Kamui Kobayashi und Mike Conway sichern sich somit jeweils ihren ersten Le-Mans-Triumph.

#8 Toyota mit Pechsträhne

Das Pendel schlug beim bedeutendsten Sportwagen-Rennen der Welt bereits früh in Richtung des Wagens mit der #7 aus. In der ersten Bremszone bereits, um genau zu sein. In Kurve 1 verschätzte sich Olivier Pla im #708-Glickenhaus und drehte Sebastien Buemi im #8-Toyota, der nach dem Unfall auf der ersten Runde auch noch einen Halt am Streckenrand einlegen musste.

Dadurch lag der Titelverteidiger-Wagen bereits früh über eine Minute zurück. Nach einer Aufholjagd erreichte der Toyota GR010 schon früh die zweite Position hinter seinem Schwesterauto, erst gegen Mitternacht konnte man jedoch durch abweichende Strategien zu den Teamkollegen aufschließen.

Sprit-Probleme bereiten Kopfzerbrechen

In den Morgenstunden kamen jedoch Zweifel an einem Toyota-Sieg auf. Denn beide Wagen wurden von Benzin-Problemen gebremst. Anstatt wie vorher 13 Runden pro Stint abspulen zu können, mussten die Wagen immer früher an die Box. Obwohl die Schwierigkeiten bei beiden Wagen auftraten, betrafen sie vor allem das #8-Fahrzeug von Buemi, Nakajima und Hartley.

Die Japaner erklärten den Defekt damit, dass man schlicht und ergreifend den Tank nicht mehr voll bekommen konnte. Mit etwas mehr als sechs Stunden auf der Uhr blieb Buemi, nachdem er zuvor nur einen 3-Runden-Stint hinlegte, auf der Mulsanne-Geraden stehen. Nach einem durchgeführten Reset hielten sich die Probleme in Grenzen. Toyota ging auf Nummer sicher und winkte den Boliden dennoch früher als nötig an die Box, da man zu diesem Zeitpunkt bereits einen großen Vorsprung aufgebaut hatte. Damit brachte der japanische Hersteller den dritten Doppelsieg in vier Jahren ins Ziel.

Alpine-Fehler halten Glickenhaus im Spiel

Der Kampf um Platz 3 entwickelte sich spannender als zuvor angenommen. Der einzige Alpine im Rennen fiel zwar aufgrund eines Drehers in der chaotischen Startphase zurück, baute sich aber dennoch in den ersten sieben Stunden einen Abstand von mehr als einer Runde auf den Glickenhaus #708 auf.

Doch ein Abflug von Nicolas Lapierre im #36-Alpine bei feuchten Streckenbedingungen nach etwas mehr als sieben Stunden kostete der französischen Marke viel Zeit. Dadurch konnte Glickenhaus auf P3 nach vorne rücken. Es dauerte die gesamte Nacht, ehe sich Alpine am Sonntagvormittag wieder auf dem dritten Rang einreihen konnte. Anschließend steuerten Lapierre, Andre Negrao und Matthieu Vaxiviere einem ungefährdeten dritten Platz entgegen.

Der #708-Glickenhaus (Pla/Mailleux/Derani) belegte im Ziel die vierte Position, während der zweite Glickenhaus-Bolide #709 (Westbrook/Briscoe/Dumas), der lange im Feld der LMP2-Wagen gefangen wer, mit einigen Runden Rückstand auf das Schwesterauto die Ziellinie auf P5 überquerte. Für das nordamerikanische Le-Mans-Debütteam gilt bereits die ungefährdete Zielankunft als Erfolg.

Drama in LMP2: Habsburg gewinnt bei Debüt dank Kubica-Pech

In der LMP2-Kategorie setzte wenige Stunden nach dem Beginn ein Favoritensterben ein. Der Führende #38 JOTA-Wagen (Davidson/Da Costa/Gonzalez), der nach der Pole die Frühphase kontrollierte, flog nach einem Fahrfehler von Anthony Davidson ins Kies und verunfallte später erneut.

Als in den Abendstunden erneut unerwartet die Regenfälle zunahmen, wurde das LMP2-Klassement komplett auf den Kopf gestellt. Der #26 G-Drive-Oreca (Colapinto/Rusinov/De Vries), der am Führungskampf beteiligt war, rutschte aus und räumte dabei Sophia Flörsch ab, die bei ihrer Rückkehr auf den Kurs in eine weitere Kollision involviert war. Das Rennen der 20-jährigen Deutschen und ihres ausschließlich mit Damen besetzten Richard-Mille-Entry #1 (Calderon/Visser) war dadurch beendet. Im selben Zeitraum flog auch der #29 Racing Team Nederland-Wagen ab und zwei United-Autosport-Boliden (#23 und #32) räumten sich gegenseitig ab.

Die beiden WRT-Boliden #31 (Habsburg/Milesi/Frijns) und #41 (Kubica/Ye/Deletraz) fanden sich nach einem gut getimten Boxenstopp kurz vor Mitternacht mit etwas Vorsprung an der Spitze wieder. Ein Reifenschaden des #31-Wagens 150 Minuten vor Schluss brachte den #41-Wagen in Front.

Der scheinbare Doppelsieg zerfiel auf der vorletzten Runde, als der #41-Wagen in Führung liegend mit einem technischen Defekt ausrollte. Robin Frijns brachte den Sieg mit weniger als einer Sekunde vor dem JOTA #28 (Blomqvist/Vandoorne/Gelael) über die Linie, der nach zwei frühen Strafen eine Aufholjagd hinlegte. Damit holte sich Ferdinand Habsburg gemeinsam mit Frijns und Charles Milesi beim Debüt seinen ersten Klassensieg in Le Mans.

Auf Platz 3 landete #65 Panis-Racing (Stevens/Canal/Allen) vor United-Autosport #23 (Di Resta/Lynn/Boyd) und Inter Europol Competition #34 (Brundle/Smiechowski/Van der Zande). Der Dragonspeed-USA #21 (Hedman/Hanley/Montoya) sicherte sich die beste Position in der Pro-Am-Subklasse.

Ferrari-Triumph in GT-Klassen

Nachdem in der Qualifikation noch Porsche tonangebend war, krönte sich in den beiden GTE-Kategorien jeweils ein AF-Corse-Ferrari zum Sieger. Der #51-Ferrari (Pier Guidi/Calado/Ledogar) war in der Profi-Klasse erfolgreich, nachdem sich der Wagen das gesamte Rennen lang mit der #63 Corvette (Garcia/Taylor/Catsburg) duelliert hatte. Der #92 Porsche (Estre/Christensen/Jani) landete auf dem dritten Rang.

In der LMGTE-Am setzte sich mit der #83 (Nielsen/Perrodo/Rovera) ebenfalls ein AF-Corse-Ferrari 488 GTE Evo durch. In der Frühphase des Rennens befand sich der Bolide lange nur in einer Verfolgerrolle, übernahm aber, nachdem der #33 TF-Sport Aston Martin (Fraga/Pereira/Keating) bei einem kurzen nächtlichen Regenschauer in der ersten Schikane leicht verunfallte, die Kontrolle über das Rennen.

Am Ende belegte der Aston dennoch den zweiten Rang gefolgt vom Iron-Lynx-Ferrari #80 (Cressoni/Mastronardi/Ilott). Für den größten Schreckmoment eines - vor allem am Samstagabend - ereignisreichen Rennens sorgte ebenfalls ein GTE-Am-Sportwagen. Marco Gomes (#98 Aston Martin) verlor in der vierten Rennstunde in der Einfahrt in die Indianapolis-Kurve die Kontrolle über seinen Wagen und schlug hart im Reifenstapel ein. Der Brasilianer blieb dabei unverletzt.