Die Sensation ist perfekt: Ferrari kehrt zurück in die Top-Klasse der 24 Stunden von Le Mans sowie der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Der Autobauer aus Maranello gab an diesem Mittwoch offiziell den Einstieg zur Saison 2023 bekannt.

Ferrari entwickelt ein eigenes Hypercar und schließt sich damit Toyota, Glickenhaus und Peugeot an, die ebenfalls ein LMH-Auto entwickeln. 2023 stoßen außerdem die beiden deutschen Autobauer Audi und Porsche sowie Acura mit eigenen LMDh (Le Mans Daytona hybrid)-Autos hinzu.

Ferrari spricht in seiner Ankündigung vom Einstieg in die FIA-WEC. Unter dem neuen Hypercar-Reglement soll es künftig auch möglich sein, bei den wichtigsten US-Langstreckenrennen der IMSA-Serie - vor allem Daytona und Sebrng - an den Start zu gehen.

Ferrari dritterfolgreichster Hersteller in Le Mans

Ferrari hat vor einigen Wochen mit der Entwicklung seines Hypercar losgelegt. Der Name des Autos und die Einsatzfahrer werden zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben. Ferrari kehrt genau 50 Jahre nach seinem letzten Engagement zurück in die Top-Klasse der Sportwagen. Toyota und Glickenhaus gehen bereits dieses Jahr mit ihren Rennwagen an den Start, Peugeot stößt ab 2022 hinzu.

Ferrari ist mit neun Gesamtsiegen der dritterfolgreichste Hersteller beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Nur Porsche (19) und Audi (13) haben mehr Siege auf dem Konto. Die beiden deutschen Autobauer haben sich gegen den Bau eines reinen Hypercar, sondern für die Entwicklung eines LMDh-Autos mit mehr Einheitsteilen wie dem Chassis und Hybridsystem entschieden. LMH und LMDh sollen ab 2023 mittels einer Balance of Performance auf Augenhöhe um Siege kämpfen können.

Ferraris letzter Sieg in Le Mans liegt eine ganze Weile zurück. Zuletzt gewannen die Italiener den Klassiker im Jahr 1965 in Folge einer ab 1960 beginnenden Siegesserie. "Mit dem neuen Le Mans Hypercar-Programm bekräftigt Ferrari erneut sein sportliches Engagement und seine Entschlossenheit, ein Protagonist bei den großen globalen Motorsportveranstaltungen zu sein", wird Ferrari-Präsident John Elkann in der Pressemitteilung zitiert.

Todt: Gute Nachricht für gesamten Motorsport

Mit Ferrari kehrt ein Motorsport-Leuchtturm zurück in den Kampf um prestigeträchtige Gesamtsiege in Le Mans. Der frühere Ferrari-Teamchef und heutige FIA-Präsident Jean Todt sagte: "Die Ankündigung von Ferraris Engagement in die FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft mit Le Mans Hypercar ab 2023 ist eine gute Nachricht für die FIA, den ACO und die gesamte Welt des Motorsports. Ich glaube an das Konzept straßenrelevanter Hypercars, die in der FIA WEC und bei den 24 Stunden von Le Mans antreten."

Wenn Ferrari im Jahr 2023 in die Top-Klasse der 24h Le Mans zurückkehrt, steht ein besonderes Jubiläum an: Das Rennen wird in jenem Jahr zum 100. Mal in seiner Geschichte ausgetragen.

ACO-Präsident Pierre Fillon: "Heute ist ein großartiger Tag für Langstreckenrennen: Ferrari kehrt bei den 24 Stunden von Le Mans und der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft auf das höchste Level zurück. Das Hypercar-Feld verspricht epische Schlachten. Neben Ferrari werden im Jahr 2023 viele Hersteller, die sich uns bereits angeschlossen haben, mit Sicherheit alle Register ziehen, um das Rennen in seinem hundertjährigen Jubiläumsjahr zu gewinnen."

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Hypercar und LMDh: Was sind die Unterschiede?

Die sogenannte Hypercar-Klasse löst ab 2021 die LMP1 als Topkategorie in der WEC sowie bei den 24 Stunden von Le Mans ab. Ab 2023 sollen sie mit den DPi-Nachfolgern aus der US-amerikanischen IMSA - den LMDh-Boliden - bei den wichtigsten Sportwagenrennen der Welt um Gesamtsiege kämpfen. Hypercars und LMDh-Autos verfügen per Reglement über eine maximale Systemleistung von 500 kW respektive 680 PS.

Während bei den LMDh-Autos einheitliche Chassis diverser LMP2-Hersteller sowie Einheits-Hybridsysteme zum Einsatz kommen, haben die Autobauer bei den Hypercars größere technische Freiheiten. Sie können ein eigenes Hybridsystem entwickeln, das jedoch nur an der Vorderachse zum Einsatz kommen darf. Die maximale Gesamtleistung von 500 kW darf zu keinem Zeitpunkt überschritten werden. Außerdem genießen die Autohersteller bei der Gestaltung ihrer Hypercar-Chassis mehr Freiheiten.