Ist das die Zukunft des Motorsports auf der Langstrecke? Lotus hat eine futuristische Konzeptstudie veröffentlicht, die laut Angaben des Sportwagenherstellers ab dem Jahr 2030 bei Rennen rund um den Globus antreten könnte. Das Konzept hört auf den Namen E-R9 und wurde von Lotus Engineering entwickelt.

Der schwarz-goldene Bolide erinnert an einen Kampfjet und wurde mit einzigartigen Features ausgestattet: So soll er nach einer Idee der Ingenieure mit einer wandelbaren Aerodynamik dafür sorgen, dass zu jedem Zeitpunkt der optimale Anpressdruck anliegt. Heißt: Das Auto soll seine Oberfläche derart ändern können, dass in Kurven möglichst viel und auf Geraden möglichst wenig Downforce erzeugt wird.

Diesen veränderten Luftfluss kann entweder der Fahrer per Knopfdruck steuern oder das Auto selbst automatisch per Sensorik. "Ein Rennwagen, der auf der einen Seite wie ein Auto gefahren und auf der anderen wie ein Kampfjet geflogen wird", beschreibt es Lotus, das erst kürzlich eine mögliche Zusammenarbeit im Sportwagenbereich mit Renault-Tochter Alpine bekanntgegeben hat.

Foto: Lotus
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Im Heck des E-R9 steckt wenig überraschend Elektro-Power. Die Lotus-Ingenieure stellen sich einen elektrischen Antriebsstrang vor, bei dem jedes Rad einzeln und mit Torque Vectoring angesteuert werden kann. Der E-R9 baue auf der Technologie auf, die auch im neuen Lotus Evija steckt: dem ersten elektrischen Hypercar des Herstellers, das auf 130 Einheiten limitiert ist und dessen Produktion Mitte 2021 beginnen soll.

Mit dem Evija will Lotus neue Maßstäbe für finanzstarke Käufer setzen: Das Auto soll mit einer 70 kWh starken Batterie von Williams Advanced Engineering bestückt sein und über vier Einzelmotoren verfügen. Pro Rad kann eine Leistung von 500 PS abgegeben werden, was zu einer Systemleistung von 2.000 PS (1.470 kW) führen soll. Das Drehmoment gibt Lotus mit 1.700 Newtonmeter an. Im E-R9-Konzept könnte der Fahrer frei über die Verteilung der Kräfte bestimmen.

Foto: Lotus
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Louis Kerr, Plattform-Ingenieur beim Lotus Evija und Technischer Direktor der Geely Group Motorsports International: "Die Batterieenergiedichte und die Leistungsdichte entwickeln sich von Jahr zu Jahr erheblich. Vor 2030 werden wir Batterien mit gemischter Zellchemie haben, die das Beste aus beiden Welten und die Möglichkeit bieten, Batterien während eines Boxenstopps im laufenden Betrieb auszutauschen."

Der Namen der Designstudie ist eine Reminiszenz an die Vergangenheit. E-R steht für Endurance Racer. Die Ziffer 9 soll an den Lotus Mark IX erinnern, mit dem unter anderem Firmengründer Colin Chapman 1955 bei den 24 Stunden von Le Mans antrat. Die Lotus-Rechnung: Sollte das E-R9-Konzept tatsächlich 2030 Rennen bestreiten, würde dies gleichzeitig den 75. Geburtstag des Mark IX bedeuten.

Foto: Lotus
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Richard Hill, Chef-Aerodynamiker bei Lotus: "Wir haben versucht, die Grenzen unseres heutigen technischen Standes zu erweitern und in die Zukunft zu extrapolieren. Der Lotus E-R9 enthält Technologien, von denen wir erwarten, dass sie sich entwickeln und praktisch sind. Lotus hat eine erstaunliche Geschichte mit der Entwicklung einzigartiger Lösungen, und wir haben dies viele Male im Motorsport und mit unseren Straßenfahrzeugen gezeigt."