Etappenziel erreicht. Fernando Alonso darf sich seit diesem Sonntagnachmittag offiziell als Sieger der 24 Stunden von Le Mans bezeichnen. Die nächste Auszeichnung in der Vita des Spaniers neben den beiden Formel-1-Weltmeisterschaften. Alonso arbeitet sich Stück für Stück in Richtung des ultimativen Ziels - seines ultimativen Ziels: dem Gewinn der sogenannten Triple Crown.

Den Großen Preis von Monaco hat er schon gewonnen, nun auch den Langstrecken-Klassiker mit Toyota in Le Mans. Fehlt nur der Sieg beim Indy 500, den er vergangenes Jahr knapp verpasst hatte. Alonso gibt zu: Wegen Le Mans genießt das US-Rennen nun eine noch höhere Priorität mit Blick auf seine Zukunft. Dazu passen die Spekulationen, dass sich F1-Arbeitgeber McLaren in der IndyCar-Serie engagieren könnte.

Doch warum ist Alonso so scharf auf den inoffiziellen Titel des Triple-Crown-Trägers? Nach seinem Sieg in Le Mans erklärte der 36-Jährige den Reiz im Detail. "In der Formel 1 folgst du einfach der Performance des Teams", sagte er. "Wenn du im besten Team bist, wirst du Erster oder Zweiter. Wenn du für das drittbeste Team fährst, wirst du Fünfter oder Sechster."

Alonso weiter: "Um aber ein besserer und kompletterer Fahrer zu werden, musst du in jeder Serie gewinnen - und zwar gegen Spezialisten. Du musst sie im Oval und auf der Langstrecke besiegen. Hierher zu kommen und auf ihrem Level zu fahren, war ein sehr attraktives Ziel für mich."

Der Sieg in Le Mans - trotz mangelnder Konkurrenz in der LMP1-Kategorie - bedeutet Alonso mehr, als man vielleicht glauben könnte. Er ging sogar soweit zu sagen: "Der Sieg in Le Mans ist nah an einer Weltmeisterschaft in der Formel 1 dran." Auch, weil das noch immer als bekanntestes Rennen der Welt titulierte Endurance Race so prestigevoll sei, wie Alonso erklärte.

Alonso feiert mit seinen Teamkollegen Buemi und Nakajima, Foto: LAT Images
Alonso feiert mit seinen Teamkollegen Buemi und Nakajima, Foto: LAT Images

"Das hier ist solch ein ikonischer Ort, viele Legenden haben hier schon gewonnen", sagte Alonso demütig. Jetzt darf auch er sich als Le-Mans-Sieger bezeichnen. Das nächste Puzzlestück. "Ich entscheide nach dem Sommer, was ich nächstes Jahr mache", ließ Alonso durchblicken. "Nach dem Sieg in Le Mans hat Indy natürlich eine hohe Priorität für mich. Wir schauen, wie es damit und der F1 weitergehen wird."

Der einzige Triple-Crown-Sieger in der Geschichte des Motorsports ist der legendäre Graham Hill. Dazu würde sich Alonso nur zu gern gesellen. "Das bleibt für mich ein attraktives Ziel, weil es in der Geschichte ja erst ein Mann geschafft hat", sagte er am Sonntag in Le Mans. Er und Juan Pablo Montoya sind die beiden einzigen noch aktiven Rennfahrer, die zwei der drei großen Rennen gewinnen konnten.

Von außen mag der Sieg in Le Mans zusammen mit seinen Toyota-Teamkollegen Sebastien Buemi und Kazuki Nakajima zeitweise wie ein Spaziergang gewirkt haben - für Alonso war es purer Stress. Eine ungewohnte Situation für den Superstar, der sich noch daran gewöhnen muss, das Auto mit anderen Piloten zu teilen.

Alonso über die Schlussphase des 24-Stunden-Rennens: "Normalerweise sitzt du selbst im Auto und kontrollierst die Pace und das Risiko. Und jetzt musste ich alles im Fernsehen anschauen. Das war noch stressiger. Ich bin es ja nicht gewöhnt, meinem eigenen Auto beim Rennfahren zuzuschauen. Ich bin aber sehr stolz auf meine Teamkollegen, wir haben mit beiden Autos ein tolles Ergebnis eingefahren. Es war die totale Dominanz - was will man mehr?"

Vermutlich nur die Triple Crown. Oder darf es gleich noch ein wenig mehr sein, Herr Alonso? Er denkt schon weiter: "Ich möchte dieses Jahr auch die Langstrecken-Weltmeisterschaft gewinnen. Das war eines meiner Ziele. Vielleicht können wir dann irgendwann sogar mal von der Super-Triple-Crown sprechen."