Das Ende der LMP1-Klasse bei den 24 Stunden von Le Mans wurde am Freitag offiziell eingeläutet. Bei der offiziellen Präsentation von Veranstalter ACO und FIA stellten die Offiziellen der Grundriss des künftigen Reglements für die Königsklasse ab 2020 vor.

Die hochgezüchteten Prototypen sollen künftig durch deutlich kostengünstigere Hypercars bzw. GT-Prototypen abgelöst werden. Eine konkurrenzfähige Teilnahme in der höchsten Kategorie von Le Mans soll ab 2020 zu einem Viertel der aktuellen Kosten möglich sein - so der Zukunftsplan von ACO und FIA.

Neues Reglement von 2020 bis 2024

Das neue Reglement soll für fünf Jahre gelten, also von 2020 bis 2024. Ein Name für die neue Klasse ist bislang noch nicht gefunden. "Wir haben darüber noch nicht entschieden, wollen bei dieser Entscheidung aber auch die Fans mit ins Boot holen", sagte ACO-Präsident Pierre Fillon bei der Pressekonferenz im Paddock.

Welche technischen Eckdaten haben die neuen Boliden? Das Mindestgewicht liegt künftig bei 980 Kilo, wobei es noch nicht genau definierte Vorgaben für die Verteilung des Gewichts im Auto geben wird. Hybridsysteme sind künftig für alle Autos der höchsten Klasse verpflichtend - mit einer Leistung von maximal 200 Kilowatt. Die Boliden sollen allradgetrieben sein und über ein KERS an der Vorderachse rekuperieren.

Jeder Hersteller darf sein eigenes System entwickeln, muss dieses allerdings zu einem noch festzulegenden Preis auch allen anderen Teams, die in der WEC antreten, zum Leasing anbieten. Damit möchten die Offiziellen nicht nur einen der größten Budgetposten der Konstrukteure in Zaum halten, sondern auch Privatteams bessere Chancen im Kampf gegen die Werke geben.

Mehr Freiheiten beim Motor

Große Freiheiten wird es bei der Entwicklung der Motoren geben: So ist weder Hubraum, noch Zylinderanzahl oder Turboaufladung vorgeschrieben. Die Motoren sollen allerdings nicht mehr als 520 Kilowatt Leistung liefern. Es wird eine maximale Durchflussmenge für Sprit geben, zudem wollen die Offiziellen der Effizienz der Boliden einen hohen Stellenwert einräumen. Beschränkungen in den Bereichen der Werkstoffe oder des Gewichts der Motoren wurden angekündigt, allerdings nicht näher ausgeführt.

Optisch soll sich die künftige Königsklasse an aktuellen Hypercars orientieren, wobei ACO und FIA ein Reglementkorsett schaffen wollen, das unterschiedliche Ansätze bei der Aerodynamik zulässt. Die Autos sollen dadurch für Fans unterscheidbarer und jede Marke soll ihren eigenen Charakter einbringen dürfen.

Die Pressekonferenz ließ noch viele Fragen offen, da ein finales Reglement noch nicht beschlossen ist. Eine endgültige Entscheidung wird für November erwartet. Da ACO und FIA auch die Hersteller in die Regelfindung miteinbeziehen, sollen aktuell vor allem Toyota, McLaren, Ford und Aston Martin an der neuen Königsklasse interessiert sein.

Das Ende der LMP1

Ob auch Porsche ein Comeback in der höchsten Kategorie unter dem neuen "Hypercar-Reglement" geben könnte? Motorsportchef Frank-Steffen Walliser dazu am Freitag: "Wir müssen auf das Reglement im November warten, vorher machen wir nichts. Bei den Kosten wurden bislang zwar Ziele definiert, aber keine Maßnahmen. Im Reglement habe ich bislang aber noch nichts gesehen, was komplett falsch ist."

Die bisherige LMP1-Klasse ist ab 2020 jedenfalls Geschichte. 2004 eingeführt, wurde ihr Reglement mehrfach abgeändert und zur besten Zeit waren vier Hersteller gleichzeitig involviert. Für private Teams war die Klasse aber spätestens seit Einführung der Hybridantriebe nicht mehr leistbar. Selbst die großen Hersteller lechzten unter den Kosten, die im unteren dreistelligen Millionenbereich pro Jahr liegen sollen. 2018 ist mit Toyota nur noch ein Hersteller in der LMP1 mit einem Hybrid-Boliden engagiert.

Mittelfristig möchten die Offiziellen übrigens eine neue Technologie in Le Mans einführen: Ab 2024 wünscht sich ACO-Präsident eine eigene Klasse für Fahrzeuge mit Brennstoffzelle. Hinter den Kulissen laufen bereits Gespräche mit Herstellern.