Die ganz große Konkurrenz in der LMP1-Klasse ist verschwunden. Audi, Nissan und Porsche haben ihrem Prototypen-Programm den Stecker gezogen. Nun kämpft Toyota einzig und alleine gegen Privat-Teams um die Krone in der Langstrecken-WM (FIA WEC) und bei den 24h von Le Mans. Für den Klassiker und Jahreshöhepunkt an der Sarthe haben sich die Japaner daher neue Ziele gesteckt.

Für Toyota soll 2018 nicht einfach nur der lange ersehnte erste Gesamtsieg in Le Mans herausspringen. Bei dieser Gelegenheit will man auch gleich den Distanzrekord beim 24-Stunden-Rennen pulverisieren. "Man braucht Ziele: Kann die Rundenzeit weiter verbessert werden, und können wir dann den Distanzrekord brechen? Es wurde im letzten Jahr spekuliert, dass es möglich wäre. Wenn wir ein reibungsloses Rennen erleben, dann ist der Distanzrekord die logische Folge", kündigte Toyotas Rob Leupen im Gespräch mit 'Autosport' an.

Der Distanzrekord befindet sich momentan (noch) in den Händen von Audi. Mike Rockenfeller, Timo Bernhard und Romain Dumas drehten bei den 24h Le Mans 2010 insgesamt 397 Runden, was einer Gesamtdistanz von 5410,713 Kilometern entspricht. Damit übertrafen sie mit ihrem Audi R15 TDI die bis dato gültige Rekordmarke aus dem Jahr 1971. Auch den Renn-Rundenrekord hält aktuell Audi: André Lotterer fuhr 2015 eine 3:17.475.

3:14.791! Toyota-Pilot Kobayashi zerstört Streckenrekord in Le Mans (03:46 Min.)

Doch einen Rekord konnte sich Toyota bereits 2017 sichern: Im Qualifying erzielte Kamui Kobayashi die schnellste je gefahrene Rundenzeit auf der aktuellen Streckenvariante von Le Mans. Der japanische Ex-Formel-1-Pilot profitierte dabei freilich auch davon, kaum Verkehr auf der Strecke gehabt zu haben. Ohne groß von GT-Boliden oder LMP2-Prototypen behindert worden zu sein, brannte Kobayashi eine 3:14.791 in den Asphalt. Toyota visiert nun also auch die anderen beiden Rekordmarken in Le Mans an.

24h Le Mans: Toyota fährt voll - um das Auto im Fenster zu halten

Angesichts der privaten Non-Hybrid-Konkurrenz könnte man vermuten, dass die Japaner einen Gang zurückschalten könnten. Zumal Toyota gerade in den letzten beiden Jahren auf dramatische Art und Weise alle Siegchancen verlor. Doch diesen Gedankenspielen erteilt Technikdirektor Pascal Vasselon eine Absage, aus ganz pragmatischen Gründen. "Sollten wir uns selbst die Frage stellen, ob wir die Pace im Falle eines Vorsprungs reduzieren, dann lautet die Antwort nein. Diese Autos sind dafür entworfen, in einem bestimmten Geschwindigkeits-Fenster zu funktionieren. Da sind sie auch am sichersten", erklärt Vasselon.

Deshalb ist es auch ganz wichtig, dass die Toyota-Mannschaft auf sich selbst schaut. "Ob die Gegner 30 Sekunden oder eine Runde zurückliegen, ändert nichts. Wenn man Speed rausnimmt, verliert man Reifentemperatur, den Grip und muss mehr Energie zurückgewinnen und die Batterien füttern. Wir müssen das Auto also im Arbeitsfenster halten", stellte Vasselon nochmals klar. Damit steht fest: Toyota wird auch gegen die Privatteams volles Rohr attackieren. Am Ende sollen ja nicht nur der Sieg, sondern auch Rekorde eingefahren werden.