Le Mans und die WEC begraben endgültig ihre Hoffnungen auf ein Comeback von Peugeot. Mit einem offiziellen Statement ließ Veranstalter ACO am Mittwochabend aufhorchen: "Der ACO geht davon aus, dass Peugeot sein Programm in anderen Rennserien als der Langstrecke intensiviert. Uns bleibt nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren", heißt es in der Presseaussendung.

Jahrelang saß Peugeot mit am Verhandlungstisch, an dem ein neues Reglement für 2020 ausgearbeitet werden sollte. Bis zuletzt rang sich der französische Hersteller aber nicht zu einer Zusage für einen Einstieg durch. Stattdessen engagierte sich Peugeot zunehmend im Offroad-Bereich und fährt aktuell unter anderem bei der Rallye Dakar und der Rallycross-WM - bei beiden Projekten hat man mit Sebastien Loeb und Red Bull prominente Partner.

Mit seinem Statement zieht der ACO nun einen Schlussstrich unter die Hinhaltetaktik der Franzosen und macht somit den Weg frei, eigenmächtig über die Rahmenbedingungen für die 24 Stunden von Le Mans ab 2020 zu entscheiden. Gleichzeitig streckte man Peugeot aber die Hand entgegen:

Einladung an Peugeot für die Zukunft

"Wir laden sie (Peugeot) für die Zukunft wieder ein, um ihnen die Wichtigkeit unserer Motorsport-Sparte zu beweisen, und dass unsere eingeschlagene Richtung in den Bereichen Kostenreduzierung und Technologie die richtige ist. Das werden die anderen Hersteller und Teams, die mit uns zusammenarbeiten, unter Beweis stellen."

Die Zukunft der Langstrecken-WM WEC ist ungewiss. 2018 und 2019 fährt man eine jahresübergreifende Saison, in der beide Ausgaben der 24 Stunden von Le Mans in die Gesamtwertung einfließen werden. Darüber hinaus sind nur sechs weitere Rennen geplant: zwei in Spa-Francorchamps (jeweils als Generalprobe für Le Mans) und je eines in Silverstone, Sebring, Shanghai und Fuji.

WEC-Fortführung auf der Kippe

Ob die Weltmeisterschaft 2020 überhaupt weitergeführt werden kann, ist unklar. Die involvierten Hersteller hatten lange Zeit unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft des Langstrecken-Sports. Mit Toyota ist aktuell in der LMP1-Klasse nur noch ein Werksteam engagiert, dessen Verbleib erst in den kommenden Wochen vom Vorstand abgesegnet werden muss.

Die LMP1 ist somit das Sorgenkind der Le-Mans-Familie, denn sowohl die private LMP2 mit Einheitsmotor, als auch die werksbasierte GTE-Klasse erfreuen sich größter Beliebtheit. Auch wenn es 2019 wieder mehr private LMP1 geben soll, denen zudem Zugeständnisse im Reglement gemacht werden sollen, könnte diese Klasse am Ende ihres Zyklus angelangt sein. Die LMP1-Kategorisierung existiert seit 2004 und ist damit ohnehin eines der längst dienenden Reglements der Prototypen-Geschichte. Zum Vergleich: Die legendäre Gruppe C gab es von 1982 bis 1993 nur zwölf Jahre lang.

Wohin der Weg von Le Mans künftig führen soll, weiß der ACO noch nicht. Er beschließt sein Statement mit folgenden Worten: "Wir verfolgen weiterhin unsere Strategie, die eine Königklasse mit kleineren Budgets als zuletzt vorsieht. Diese sind in den vergangenen Jahren exponentiell angestiegen, was in der Vergangenheit schon oft der Fall war, wenn viele verschiedene Hersteller involviert sind. Wir werden uns an diesen natürlichen Zyklus im Langstreckensport anpassen und die nötigen Aktionen setzen. Mehr denn je ist unser Vorgehen konstruktiv und wir engagieren uns aktiv den Anspruch des Endurance-Rennsports in einem sich verändernden globalen Kontext voranzutreiben."