Beim dritten Lauf zur FIA World Endurance Championship 2017 stand für Stefan Mücke und sein Ford Chip Ganassi Team UK am vergangenen Wochenende in Frankreich das Saisonhighlight an: Bei der 85. Auflage der legendären 24 Stunden von Le Mans ging der Berliner zusammen mit seinen Teamkollegen Olivier Pla und Billy Johnson im Ford GT an den Start. Die Konkurrenz in der stark besetzten LM GTE Pro-Klasse: Porsche, Ferrari, Aston Martin und Chevrolet . Als Siegerteam des Vorjahres hatte sich die Ganassi-Mannschaft mit ihren vier Ford GT hohe Ziele für den Langstreckenklassiker an der Sarthe gesteckt. Im Qualifying setzte Mücke als zweitschnellster Ford GT in der 13 Fahrzeuge starken Kategorie das erste Ausrufezeichen.

Am Samstag wurde er bei seinem insgesamt elften Auftritt in Le Mans zu Beginn der Hatz zweimal Rund um die Uhr die Ehre des Startfahrers zuteil. Der 35-Jährige spielte seine Erfahrung beim berühmtesten Langstreckenrennen der Welt voll aus und brachte den Boliden sicher durch die hektische Anfangsphase auf dem 13,629 km langen Kurs. Nachdem er und seine Teamkollegen am Abend kurzzeitig die Führung in ihrer Klasse übernommen hatten, schlug die materialmordende Rennstrecke kurz nach Mitternacht erbarmungslos zu: Nach einem Defekt an der hinteren Radaufhängung landete Mückes Stallgefährte Pla im Kiesbett.

Die Ganassi-Crew rund um den Ford GT #66 leistete beim Reparatur-Boxenstopp hervorragende Arbeit, doch der entstandene Rückstand auf die Spitze ließ sich bis zum Fallen der Zielflagge am Sonntag um 15:00 Uhr nicht mehr aufholen. Mücke und seine Mannschaft gaben im restlichen Rennverlauf dennoch alles und überquerten die Ziellinie schlussendlich auf Platz zehn in der LM GTE Pro-Kategorie. Nach den nervenaufreibenden 24 Stunden von Le Mans will Mücke in einem Monat bei seinem Heimspiel in der FIA World Endurance Championship wieder voll angreifen: Vom 14. bis 16. Juli steht das 6-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring auf dem Programm.

Vier Fragen an Stefan Mücke

Stefan, die 24 Stunden von Le Mans haben euch 2017 kein Glück gebracht. Bei den Vorbereitungen hingegen lief für euch zunächst alles nach Plan...
Das stimmt. Wir hatten uns als zweitschnellster Ford GT im Qualifying eine gute Ausgangslage verschafft und hatten die ganze Woche über hauptsächlich auf das Rennen hingearbeitet. Die Bedingungen waren sehr schwierig, denn tagsüber waren es über 30 Grad Celsius und nachts hat es im Verhältnis dazu extrem abgekühlt. Unser Hauptaugenmerk lag deshalb darauf, das Auto für diese Voraussetzungen optimal abzustimmen. Das ist unserer Mannschaft auch perfekt gelungen. Wir waren vor dem Rennen deshalb sehr optimistisch. Wir wussten allerdings auch, dass es gegen Aston Martin ein harter Kampf werden würde, da sie mit der neuen Balance of Performance einen Vorteil uns gegenüber hatten.

Du hattest am Samstag das Vergnügen, auf dem Ford GT mit der Startnummer #66 den Start zu fahren. Wie lief die Anfangsphase des Rennens für euch?
Wir haben gleich nach dem Rennstart gemerkt, dass es auf den Geraden in Sachen Topspeed schwierig wird, an den Aston Martin dranzubleiben. Die Balance unseres Autos war sehr gut und ich verbesserte mich am Start gleich um einige Positionen. Wir lagen in einer Gruppe, die um die dritte Position kämpfte und waren zu diesem Zeitpunkt auch der schnellste Ford. Es war alles im grünen Bereich, bis wir nach anderthalb Stunden einen schleichenden Plattfuß hatten. Ich musste eine halbe Stunde früher als geplant zum zweiten Boxenstopp kommen. Das war allerdings nicht so tragisch, denn es hat nicht viel Zeit gekostet und wir lagen nach vier Stunden trotzdem zwischenzeitlich in Führung. Grundsätzlich lief es wirklich gut und wir waren sehr zufrieden.

In der Nacht wurde euer Auto dann auch zu einem Opfer der anspruchsvollen Rennstrecke von Le Mans. Was genau war passiert?
Mein Teamkollege Olivier Pla hatte kurz nach Mitternacht einen Aufhängungsschaden, in dessen Folge er sich ins Kiesbett drehte. Das Fahrzeug musste geborgen werden und er fuhr mit dem Defekt zurück an die Box. Dadurch haben wir sechs Runden verloren. Unsere Crew hat bei der Reparatur super Arbeit geleistet und das Auto lief danach wie zuvor problemlos. Doch mit dem entstandenen Rückstand hatten wir sämtliche Chancen auf den Sieg oder das Podium verloren. Wir haben alles gegeben, um das Rennen zu beenden und Punkte für die Gesamtwertung der WEC mitzunehmen, was uns mit Platz zehn auch gelungen ist. Dass unser Schwesterauto ohne Probleme durchgekommen und Zweiter geworden ist, zeigt, dass wir ohne den Defekt auf dem Podium hätten landen können. Aber so läuft es in Le Mans nun einmal. Das bisschen Glück gehört einfach mit dazu.

In etwa einem Monat geht es für dich auf dem Nürburgring mit deinem Heimrennen in der FIA World Endurance Championship weiter. Welche Ziele habt ihr euch für das vierte Saisonrennen gesetzt?
Auf den Nürburgring freue ich mich natürlich sehr. Seitdem die WEC dort wieder unterwegs ist, merkt man eine unheimliche Zuschauerresonanz. Die Strecke ist für mich etwas ganz Besonderes. Es ist ein Kurs mit schnellen sowie langsamen Kurven und vielen Höhenunterschieden, wodurch das Fahren dort besonders viel Spaß macht. Mechanisch und aerodynamisch verlangt er dem Auto alles ab. Wie in Le Mans werden wir natürlich versuchen, unseren ersten Saisonsieg einzufahren - oder zumindest wie in Spa-Francorchamps wieder auf dem Podium zu stehen. Wir wollen viele Meisterschaftspunkte sammeln, und das erreichen wir nur durch starke Einzelresultate.