Jahrelang präsentierte sich Audi bei den 24 Stunden von Le Mans als absolute Macht, gegen die der Kampf um den Sieg fast aussichtslos erscheint. Seit 1999 treten die Ingolstädter in Frankreich an, seither gab es elf Siege, zudem gewann 2002 ein zum Bentley umlackierter Audi. Nie blieb Audi ohne Podium. Dass es auch nach der Auflage von 2016 dabei bleibt, ist nur des riesigen Pechs von Toyota zu verdanken. Sowohl die Japaner, als auch Porsche waren über die gesamte Renndauer schneller und zuverlässiger als Audi.

"Die Liste der Sachen, die nicht funktioniert haben, ist recht lang", gab Loic Duval, am Ende mit Lucas Di Grassi und Oliver Jarvis auf Rang drei, unumwunden zu. "Der erste Punkt ist die Performance. Auch der Rhythmus hat gefehlt. Wir hätten nicht gedacht, dass das der Fall ist. Wir hatten technische Probleme. Wir waren nicht auf dem Level der Konkurrenz", so Duval. Nur insgesamt drei der 384 Runden führte Audi an - eine Schmach für die erfolgsverwöhnten Dauersieger.

Bereits im Qualifying musste sich Audi den beiden Konkurrenten geschlagen geben. Porsche qualifizierte sich geschlossen für Reihe eins, Toyota belegte die Plätze drei und vier. Erst danach folgten die beiden R18. Der Rückstand auf die Pole betrug drei Sekunden. Zwar wurde das Zeittraining von den äußeren Bedingungen beeinflusst, doch im Rennen setzte sich die Unterlegenheit fort.

Große Freude kam bei Audi trotz Rang drei nicht auf, Foto: Audi
Große Freude kam bei Audi trotz Rang drei nicht auf, Foto: Audi

Beide Autos von Problemen geplagt

Besonders hart getroffen wurde Audi von den technischen Problemen. Die Tatsache, dass man aus Budget-Gründen zum ersten Mal seit Jahren nur zwei Autos an der Sarthe einsetzte, trug ihr übriges zur Situation bei. "Leider ist keines unserer beiden Autos ohne Probleme über die Distanz gekommen. Man hat an diesem Wochenende einmal mehr gesehen, warum Le Mans als härtestes Langstrecken-Rennen der Welt gilt", erklärte Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich nach dem Rennen. "Ich bin stolz, dass es der Mannschaft gelungen ist, trotz der Schwierigkeiten beide Autos ins Ziel zu bringen. Aber natürlich ist es nicht das Ergebnis, das wir uns erhofft haben."

Wie groß die technischen Probleme verglichen mit der Konkurrenz waren, zeigt der Blick auf das Endklassement. Zwölf Runden Rückstand wies die #8 auf, der Wagen um die dreimaligen Sieger Fässler/Lotterer/Treluyer verlor weitere fünf Runden. "Für Audi ist es toll, nach dem fürchterlichen Rennen, das wir hatten und so viel Zeit, die wir für Reparaturen in der Garage verbracht haben, noch auf dem Podium zu sein", so Lucas Di Grassi. Das große 'aber' folgte zugleich. "Aber dieses Rennen war nicht Audi. Wir müssen viel verbessern. Wir müssen die anderen auf der Strecke schlagen. Im Rennen hatten wir nur für eine kurze Zeit die Pace, um das Rennen zu gewinnen. Wir hatten zu viele Reparaturen", zählt der Brasilianer auf.

Besonders die #7 verbrachte viel Zeit an der Box, Foto: Audi
Besonders die #7 verbrachte viel Zeit an der Box, Foto: Audi

Blick nach vorne gerichtet

Der Defektteufel schlug bereits wenige Runden, nachdem das Safety Car an die Box kam, zu. Am Wagen mit der #7 musste der Turbo getauscht werden, fünf Runden verlor man dadurch. Mit Einbruch der Dunkelheit mussten an beiden Boliden die Beleuchtungen der Startnummern ausgetauscht werden, was ebenfalls Zeit kostete. Dennoch lag zumindest die #8 lange gut im Rennen. Dies änderte sich jedoch am Sonntagmorgen, als ein langer Stopp 13 Runden kostete. Die Plätze vier und fünf waren zementiert, ehe der Toyota kurz vor Schluss schlapp machte und für die letzte Runde zu lange brauchte, um noch in die Wertung zu kommen.

Nun heißt es bei Audi: Ärmel hochkrempeln und weitermachen. Im kommenden Jahr soll wieder der Sieg her. "Jetzt wissen wir, dass wir unser neues Auto schnell verbessern müssen. Wir sind nicht hier, um Geld rauszuwerfen. Wir wollen gewinnen", stellt Loic Duval klar. Und auch Lucas Di Grassi denkt bereits voraus. "Das Podium zeigt, dass wir trotz aller Schwierigkeiten, die wir hatten, immer weiterkämpfen. Aber es zeigt auch, dass wir viel verbessern müssen, um so zurückzukommen, wie es Toyota dieses Jahr geschafft hat. Wir haben viele Hausaufgaben zu erledigen - trotz dieses Podiums", gibt sich der Brasilianer realistisch.