Die 24h von Le Mans sind ein Rennen, um das sich zahlreiche Mythen und Legenden ranken, das Schauplatz großer Triumphe und Dramen wurde. Einen großen Triumph feierte an der Sarthe Ford im Jahre 1966, vor genau 50 Jahren also. Grund genug, an den ersten Ford-Sieg mit dem legendären GT40 und den ersten Gesamtsieg der US-amerikanischen Marke überhaupt zu erinnern. Chris Amon, der damals zusammen mit dem unvergessenen Bruce McLaren den siegreichen Ford #2 pilotierte, blickt zurück auf die 1966er-Ausgabe der 24h von Le Mans.

Mitte der 60er-Jahre drehte sich an der Sarthe alles um den Zweikampf Ferrari vs. Ford. 1964 debütierte der GT40 in Le Mans und zeigte sofort viel Potenzial, aber auch wenig Zuverlässigkeit. So siegte Ferrari 1964 und 1965 beim 24h-Rennen, während Ford in beiden Jahren mit dem GT40 zwar ein mehr als gefährlicher Gegner war, aber dennoch beide Male einen Totalausfall hinzunehmen hatte. "Wir waren 1965 so viel schneller als die Ferrari, bis wir Zuverlässigkeitsprobleme bekamen", schildert Amon. Doch bis zum Rennen 1966 hatte man bei Ford daran gearbeitet: "Wir wussten, Ferrari hatte sich verbessert, aber wir auch, vor allem bei der Zuverlässigkeit. Das sollte sich dann im Rennen noch zeigen", wie Amon weiter ausführt.

Amon: Viele Probleme für Ford bei den 24h Le Mans 1966

Dennoch sollte das Rennen eine verlustreiche Schlacht für Ford werden. Insgesamt gingen 1966 sage und schreibe 13 GT40 an den Start! Nur drei Autos sollten durchkommen - doch diese Fahrzeuge sorgten für einen triumphalen Dreifacherfolg für Ford. So einfach war die Sache jedoch nicht, die Ford-Fahrer hatten einige Probleme zu bewältigen, und dazu gehörte nicht nur das in den Vorjahren so anfällige Getriebe. "Damals hatten wir gut 160km/h mehr Topspeed als einige andere Autos. Das konnte vor allem in der Nacht, als es geregnet hatte und viel Nebel herrschte, zu haarigen Situationen führen", so Amon.

Neben diesem gravierenden Unterschied in der Höchstgeschwindigkeit, der noch viel größer war als der zwischen den heutigen LMP1- und GTE-Autos, gab es noch ein Problem für Amon: die Sicht. "Das Fahren in der Abend- und Morgendämmerung war für mich sehr tricky, denn das Licht war so schlecht", klagt der Neuseeländer noch heute. Doch damit nicht genug. Auch Schlafen war für Amon an jenem 18. Juni 1966 nicht drin. Mit Neid denkt Amon da an seinen Fahrerkollegen Bruce McLaren zurück: "Bruce konnte überall und zu jeder Zeit schlafen, ich nicht. Ich habe mich lediglich geduscht und den Overall gewechselt, wenn ich aus dem Auto gestiegen bin", so Amon.

Chris Amon feierte zusammen mit Bruce McLaren den Gesamtsieg in Le Mans 1966, Foto: Ford
Chris Amon feierte zusammen mit Bruce McLaren den Gesamtsieg in Le Mans 1966, Foto: Ford

Politische Spielchen bei Ford am Ende der 24h Le Mans 1966

Doch Amon und McLaren kamen mit ihrem Ford GT40 ebenso durch die Nacht und die frühen Morgenstunden wie die Markenkollegen Miles/Hulme und Bucknum/Hutcherson. Letztgenannte lagen als Drittplatzierte allerdings schon zwölf Runden zurück. Nach dem Ausfall des letzten Ferraris gab es beim letzten Boxenstopp des Rennens an beide Führungsautos die Ansage, ein totes Rennen zu fahren. Daher wartete der führende Ford #1 von Miles/Hulme auf McLaren/Amon, um in den letzten Runden im Formationsflug um den Kurs zu fahren. Henry Ford II erkundigte sich persönlich bei den Regelhütern vom ACO, ob ein totes Rennen mit zwei Siegern überhaupt möglich sei, was verneint wurde.

Dennoch schlichen die beiden Ford #1 und #2 bis zum Schluss nur noch um den Kurs, die #1 überquerte den Zielstrich schließlich knapp vor der #2. Danach herrschte erst einmal Konfusion, beide Besatzungen dachten, sie hätten gewonnen. "Die Idee hinter dem toten Rennen war es, gemeinsam ins Ziel zu fahren. Im Trainings war ein totes Rennen aber nicht möglich. Zunächst hatten wir keine Ahnung, wer von uns beiden gewonnen hat", reflektiert Amon die Situation. Schließlich wird die #2 zum Sieger erklärt, da sie aufgrund ihrer weiter hinten befindlichen Startposition einige Meter mehr zurückgelegt haben als die #1. Trotz aller Kontroverse und Diskussionen, es war etwas Historisches vollbracht: Der erste Ford-Sieg in Le Mans.