Für Nissan-Fans war der Vortest in Le Mans ein Schock: Nicht nur blieben zwei der GT-R LM Nismo liegen, sondern auch die Rundenzeiten waren katastrophal langsam und allenfalls auf LMP2-Niveau. Schnellstes Fahrzeug war die Nummer 23, gefahren von Olivier Pla, Jann Mardenborough und Max Chilton in 3:43.383 Minuten - hinter sechs LMP2. Nissan Motorsport beruhigt erst einmal bezüglich der Rundenzeiten: "Wir waren heute nicht auf Schlagzeilen aus", sagte Teamchef Ben Bowlby. "Es ging vor allem darum, zu lernen und Daten zu sammeln."

Einen Anhaltspunkt für die wahre Performance gibt laut Bowlby das Ende der Nachmittagssession im Regen. "Da waren unsere Zeiten wirklich konkurrenzfähig", freute sich Bowlby. "Und wir haben die höchsten Topspeedwerte am Vormittag markiert. Wir wissen, dass wir eine steile Lernkurve bewältigen müssen, um dieses einzigartige Fahrzeug mit Frontmotor und -antrieb nach Le Mans zu bringen, aber am Ende des Tages haben wir drei intakte Fahrzeuge in der Garage und Berge von Daten für unsere Ingenieure."

Ganz ohne Probleme lief der Test aber nicht ab: Zunächst blieb der Fronttriebler von Harry Tincknell, Michael Krumm und Alex Buncombe liegen und verursachte eine rote Flagge, wenig später erwischte es auch das Fahrzeug von Pla, Mardenborough und Chilton mit Elektronikproblemen. Lediglich der im Retro-Design antretende GT-R von Tsugio Matsuda, Mike Shulzhitskiy und Lucas Ordonez kam ohne Probleme durch den Tag, aber nicht über 3:51.334 Minuten hinaus.

Chilton erfüllt sich Kindheitstraum

Das Retro-Fahrzeug kam ohne Probleme durch de Testtag, Foto: Nismo
Das Retro-Fahrzeug kam ohne Probleme durch de Testtag, Foto: Nismo

Um den Le-Mans-Rookies Matsuda, Chilton und Buncombe die notwendigen zehn Runden zuzusichern, setzte Nissan außerdem einen Ginetta LMP3 ein. Für den ehemaligen Formel-1-Piloten Chilton ging ein Kindheitstraum in Erfüllung: "Ich habe so viele Runden Le Mans als Kind am Fernseher verfolgt. Heute konnte ich die Strecke aus der Fahrerperspektive sehen und habe es wirklich genossen! Die Bedingungen waren nicht die besten, aber ich freue mich sehr darauf, hier Rennen zu fahren."

Nissan wird die Pace deutlich anheben müssen, wenn es ernst wird. Die Bestzeit des Porsche 919 Hybrid von Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley lag bei 3:21.061 Minuten, und selbst hier war noch Täuschen und Tarnen angesagt. Die Zeiten werden noch weit unter 3:20 Minuten sinken. Wie gut Nissan-Pace wirklich ist, wird sich erst am Rennwochenende zeigen. Der erste zu schlagende LMP1 wäre ByKolles Racing mit 3:38.904 Minuten im Test, Rebellion Racing kam auf 3:30.508 Minuten.