Audi hat bei den 24 Stunden von Le Mans ein "Rennen vor dem Rennen" gewonnen: Den Mechanikern des Audi Sport Team Joest gelang es nach dem schweren Unfall vom Mittwoch, den Audi R18 e-tron quattro mit der Startnummer 1 in Rekordzeit über Nacht neu aufzubauen – eine Leistung, die weltweit für Aufsehen sorgte.

Noch während des ersten Zeittrainings am Mittwochabend begann das Audi Sport Team Joest, auf der Basis eines Ersatz-Monocoques einen neuen Audi R18 e-tron quattro aufzubauen. Die Zuschauer und Medienverteter in Le Mans trauten ihren Augen kaum, als am Donnerstagmorgen wieder drei Audi R18 e-tron quattro in der Box standen. Am Nachmittag passierte der R18 die Technische Abnahme und rechtzeitig zum zweiten Qualifying am Donnerstagabend war die Startnummer 1 wieder startklar.

Ein defekter Sensor und ein Ausrutscher mit Leitplankenkontakt von Lucas di Grassi sorgten im zweiten Qualifying für weitere kleine Rückschläge. Im auf 2:30 Stunden verlängerten abschließenden dritten Qualifying lief der neu aufgebaute Audi R18 e-tron quattro am späten Donnerstagabend dann aber völlig problemlos.

Loïc Duval aus dem Krankenhaus entlassen

Gute Nachrichten gibt es auch für die Fans von Loïc Duval: Der Franzose wurde am Donnerstag aus dem Krankenhaus entlassen, in dem er über Nacht vorsorglich zur Beobachtung geblieben war. Der Franzose besuchte kurz sein Team und seine Teamkollegen im Fahrerlager, ehe er gemeinsam mit seinem Vater die Heimreise nach Genf antrat, um sich dort in den nächsten Tagen von den Unfallfolgen zu erholen.

Loïc Duvals Name wird in Le Mans weiter auf dem Audi R18 e-tron quattro mit der Startnummer 1 präsent sein. Seinen Platz im Cockpit übernahm der Spanier Marc Gené. Gemeinsam mit Lucas di Grassi und Le-Mans-Rekordsieger Tom Kristensen geht Gené von Startposition sieben ins Rennen. Die schnellste Zeit der Startnummer 1 erzielte di Grassi in 3:25.814 Minuten.

Audi auf den Startplätzen fünf, sechs und sieben

Weitere rote Flaggen beeinträchtigten die Vorbereitungen für das Rennen, Foto: Speedpictures
Weitere rote Flaggen beeinträchtigten die Vorbereitungen für das Rennen, Foto: Speedpictures

Die beiden anderen Audi R18 e-tron quattro konnten das Testprogramm am Donnerstag wie geplant absolvieren und teilen sich am Samstag die dritte Startreihe. Die schnellste Runde innerhalb der Audi-Mannschaft gelang Oliver Jarvis kurz vor Ende des zweiten Qualifyings mit 3:23.271 Minuten, obwohl der Brite wegen gelber Flaggen in der letzten Schikane das Tempo drosseln musste und mehrere Zehntelsekunden verlor. Jarvis teilt sich das Cockpit der Startnummer 3 mit Le-Mans-Neuling Filipe Albuquerque und Marco Bonanomi.

André Lotterer sicherte sich und seinen Teamkollegen Marcel Fässler und Benoît Tréluyer im Audi R18 e-tron quattro Nummer 2 mit einer Zeit von 3:24.276 Minuten den sechsten Startplatz.

Alle neun Audi-Piloten absolvierten die vorgeschriebenen Pflichtrunden bei Nacht und konnten sich dabei einmal mehr von den Vorteilen des neuen Audi-Laserlichts überzeugen. Der Audi R18 e-tron quattro ist der erste Le-Mans-Prototyp mit Laserlicht und setzt die Reihe technischer Innovationen von Audi bei den 24 Stunden von Le Mans fort.

Stimmen der Verantwortlichen

Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): "Für uns war es wichtig, die drei Autos trotz des schweren Unfalls am Mittwoch bestmöglich vorbereitet an den Start zu bringen. Obwohl es mit unserer Startnummer 1 am Donnerstag noch einmal einen kleinen Unfall gegeben hat, ist uns das gut gelungen. Wir haben uns danach hundertprozentig auf die optimale Rennabstimmung konzentriert und nun eine gute Ausgangsposition für alle drei Teams geschaffen."

Chris Reinke (Leiter LMP): "Das war ein intensiver Tag für die ganze Mannschaft. Nicht nur, weil wir nach dem Unfall gestern eine Nachtschicht eingelegt haben, sondern auch, weil uns der Zustand von Loïc (Duval) natürlich beschäftigt hat. Jetzt sind wir alle erleichtert, dass es ihm gut geht und er das Krankenhaus verlassen hat. Wir haben unser Programm für das Zeittraining konzentriert durchgezogen, die Vorbereitung auf das Rennen stand dabei ganz klar im Vordergrund. Alle Fahrer fühlen sich wohl im Auto – das macht mich optimistisch, dass wir eine solide und hoffentlich auch erfolgreiche Leistung bringen."

Ralf Jüttner (Teamdirektor Audi Sport Team Joest): "Das Positive vorweg: Wir hatten drei Autos im Qualifying am Start, die 1 , die über Nacht neu aufgebaut wurde, und die beiden anderen komplett revidierten. Die 1 hatte Anfangs noch Probleme mit einem Sensor und dann auch noch einen weiteren, zum Glück diesmal glimpflichen Unfall. Marc Gene haben wir in dem Auto die meisten Runden fahren lassen. Besonders zufrieden bin ich mit dem Abschneiden unserer Startnummer 3. Aber auch das 2er-Auto war gut unterwegs, wobei man sagen muss, dass auch in diesem Qualifying wegen der vielen Unterbrechungen und Gefahrenzonen an ein geregeltes Abarbeiten nicht zu denken war. Insgesamt sind aber alle unsere Fahrer mit ihren Autos zufrieden."